Review: Far Cry 2

Dieses Thema im Forum "Software" wurde erstellt von eric114, 9. November 2008.

  1. eric114

    eric114 Yoshi

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    Die Sonne blendet und brennt auf die Haut des Protagonisten. Doch ein leichter Wind verscheucht die schleichende Hitze wieder. Vor uns rennt ein kleines Antilopenrudel einen steinigen Wüstenweg entlang. Wir blicken erneut in die am Himmelszelt stehende Sonne, richten unseren Blick aber Sekunden später wieder auf die berauschende Landschaft und entdecken weit entfernt den Dschungel hinter verdorrtem Gebüsch und sandbedeckten Steinen. Danach sehen wir... BÄMM!... sahen wir ein kleines Zebra, das durch die Landschaft pirschte.

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    Nein, das ist nicht SEGAs Revanche an gewissen Tierschützern, sondern ein toller Open World-Shooter mit dem einfallsreichen Namen Far Cry 2, der übersetzt so viel wie "Weit entfernt" bedeutet. So weit weg von einer 100%-Wertung ist der Shooter aber nicht, auch wenn er beispielsweise gegen Crysis keine Chance hat.

    Der Spielverlauf ist schnell erklärt: Ihr wacht in einem mysteriösen Hotel auf und neben euch steht plötzlich ein mysteriöser Waffenhändler, genannt Schakal, der euch verhöhnend gegenübersteht und eine Waffe an euren Kopf hält. Im Laufe des Shooters trefft ihr zwei Fraktionen, die UFLL und die APR, die euch als Brötchengeber mit Missionen versorgen, mit welchen ihr bei erfolgreicher Auführung Diamanten verdienen könnt, die im fiktiven afrikanischen Staat wichtiger sind, als Geld. All das bringt eurem Protagonisten dem Hauptziel etwas näher: Den Schakal zu töten!

    Sonst ist die Story relativ nichtlinear, was durch die riesige freie Spielwelt noch unterstützt wird. Auf über 50 Quadratkilometern dürfen sich eure Augen nicht nur an der tollen Natur ergötzen, auch grandiose Effekte beeindrucken den Spieler. Da ein Molotowcocktail, hier ein paar Flammen, dort ein explodierendes Fass und an jeder Ecke überraschen euch Kugeln. Und das ist nicht untertrieben: Denn die wahnsinnig aggressiven Wachposten, die überall in der Spielwelt auf euch warten, nerven euren Protagonisten schnell. Und habt ihr einmal ein paar Wachen ausradiert, kommen nach einigen Minuten sofort wieder neue... Irgendwo muss da doch ein Nest sein.

    Euren Charakter könnt ihr selbst auswählen, was aber kaum Einfluss auf den Spielverlauf hat. Denn egal wen ihr nehmt, eine schwere Krankheit wartet trotzalledem auf euch und sie lässt euch nicht wieder los: Denn euer Charakter hat Malaria! Und das beeinflusst den gesamten Spielverlauf. So treten plötzliche Anfälle immer wieder auf, die ihr nur mit bestimmten Tabletten behandeln könnt: Und diese sind sehr rar und vor allem teuer. Entweder ihr erledigt ein paar Missionen für einen Pfarrer oder kauft euch das begehrte Heilmittel auf dem Schwarzmarkt.

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    Verbündete, die euch nicht mal helfen...

    Im Spiel trefft ihr zahlreiche Verbündete, die euch zum erfolgreichen Abschluss einer Mission einige Tipps geben und ein bisschen mit euch plaudern, aber euch sonst im Spielverlauf nicht wirklich zur Seite stehen. Nur Josip greift aktiv ins Spielgeschehen ein, indem er euch aus dem Kugelhagel rettet, nachdem eure Gesundheit flöten gegangen ist. Nebenbei ballert er noch ein paar Feinde ab und verschwindet danach genauso schnell wieder, wie er gekommen ist.
    Ich hätte mir dabei deutlich mehr gewünscht, beispielsweise eine optionale Unterstützung im Kampf durch die genannten Personen. So hätte Ubisoft den Verbündeten mehr Tiefgang verliehen.

    Raue Athmosphäre
    Bereits nach dem ersten Anspielen ist klar: Far Cry 2 ist kein ruhiger Afrika-Spaziergang. Die realistisch harte Spielwelt und der rauchige, dreckige Charme vermischt mit einer rauen Atmosphäre machen das Spiel zu einem besonderen Highlight. Zwar wirkt alles aufgesetzt und unlebendig (siehe unten), doch die gut eingefangene Kriegs-Stimmung schafft besonders in dunklen, kühlen Nächten eine beklemmende Atmosphäre.

    Optisch eine Wucht...
    ...ist zumindest Crysis. Denn an Cryteks Shooter-Meilenstein kommt Ubisofts aktueller Titel nicht heran, auch wenn man von der visuellen Aufmachung durchaus positiv überrascht sein darf. Die Dunia-Engine vollbringt eine relativ gute Arbeit: Physikalisch interessante Explosionen, tolle Effekte und eine üppige und grandios animierte Vegetation darf Far Cry 2 sein Eigen nennen. Da sieht man über die gelegentlich schwammige Texturen gerne hinweg.

    Auch der Sound ist positiv zu bewerten. Vor allem die Sprecher leisten gute Arbeit und hauchen etwas mehr Leben in die Charaktere.

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    Orientierungsverlust
    Was euch am Meisten in Far Cry 2 fehlt, ist eine kleine Minikarte, die durch eine große Landkarte ersetzt wird, welche ihr per Tastendruck aufrufen könnt. Doch diese beansprucht nicht nur einen enormen Platz auf dem Bildschirm, sondern muss im Kugelhagel weggesteckt werden, damit der Protagonist eine Waffe ziehen kann. Nur beim Fahren flimmert eine kleine Karte auf dem Bildschirm.
    Trotzdem verirrt man sich immer wieder, denn alle Areale ähneln sich sehr und so läuft die Orientierung sehr schwer vonstatten.

    Intelligent, aber leblos
    Die Spielwelt in Far Cry 2 wird anfangs interessant in Szene gesetzt. Alles ist toll aufgebaut, die KI ist realistisch und jede Person hat euch was zu sagen. Doch trotz des schönsten Szenarios fehlt in Far Cry 2 die Lebendigkeit. Alles wirkt kühl und und auch echte afrikanische Kultur seht ihr kaum. Es wirkt fast so, als hätten die Entwickler zwar eine große interessante Welt erschaffen, aber vergessen, ihr Leben einzuhauchen.

    Klick dir einen
    Die anspruchsvolle Überschrift kündigt Ubisofts tollen Editor an, mit dem ihr Maps für den Multiplayer-Modus (der übrigens ausgesprochen gut ist) anfertigen könnt. Dieser ist auf der PS3/Xbox 360 wie auch auf dem PC einfacher als ein Quickie zwischendurch und regt den Spieler ebenfalls an: Mit nur wenigen Mausklicks bastelt ihr wunderschöne Landschaften, auf welchen tiefe Höhlen und Berge in schwindelerregenden Höhen Platz finden. Nur die fehlende Singleplayer-Unterstützung trübt den Klickspaß, doch man kann ja nicht alles haben.

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    Fazit
    Die Standartelemente eines Spiels - Grafik, Sound und Steuerung - werden in Far Cry 2 toll zur Szene gesetzt. Auf dem ersten Blick ist das Spiel nicht nur ein grandioser Shooter mit viel Freiheit, sondern auch ein toller Safari-Trip durch Wüste und Dschungel. Doch was bringt es, wenn viele im Detail versteckte Fehler, wie zu aggressive Wachposten, eine unlebendige Spielwelt, eine fehlende Minikarte und langweilige Aufträge, sich zu einem großen Ball zusammenhäufen, der den Spieler fast erschlägt? Dann hat Ubisoft etwas falsch gemacht. Far Cry 2 ist zwar ein eklatanter Shooter mit bombastischer Grafik, trotzdem fehlt dem Spiel das berühmte "gewisse Etwas".

    Wertung:
    81%

    Detailwertung:
    Grafik: Meist positiv, einige Texturschwächen sind jedoch vorhanden - 9/10
    Sound: Stimmige Sprecher und tolle Effekte sowie ein eingängier Soundtrack - 9/10
    Steuerung: Keine Aussetzer, manchmal aber etwas ungewohnt; frei einstellbar - 8/10
    Langzeitmotivation: Wiederspielwert dank nichtlinearer Story vorhanden - 8/10
    Künstliche Intelligenz: Manchmal Aussetzer, sonst jedoch sehr realistisch - 8/10
    Spielwelt: Vollkommen frei, wirkt jedoch unlebendig, vieles ist aufgesetzt - 7/10
    Mehrspielermodus: Typischer Multiplayer via WLAN und LAN - 8/10
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. November 2008
    vfbdani5 gefällt das.
  2. Super Artikel eric.
    So kann man sich gut in den Titel reinversetzten und weiß wo die Stärken und Schwächen des Shooters liegen :thumbsup:
     
  3. vfbdani5

    vfbdani5 Banned

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    Kann nur zustimmen und sehe alles genau so :)
    Super Review
     
  4. Stone

    Stone Gumba

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    guter test, aber ganz nachvollziehen kann ich obige punkte nicht ...

    Zur KI:
    Ziemlich schlecht - für Far Cry.
    Wer Far Cry 1 gespielt hat, weiß was ich meine, denn die dortige KI war für damals echt wegweisend!
    Leise sein und anschleichen bringt eignetlich überhaupt nichts. Nach dem ersten Schuss weiß jeder wo man ist.
    Und die NPCs reagieren immer nach einem fixen Uhrwerk. Wenigstens laufen sie ab und zu auch hinter einen Baum in Deckung.
    Die KI ist ganz ok, aber herausragend ist lange nicht. Klar, hier und da fallen Dir die Gegner in den Rücken oder schleichen sich von hinten an, dennoch sind sie mehr Kanonenfutter und in Verbindung mit den Außenposten, die alle paar Meter kommen, nerven diese auch nur!!!

    Zur Langzeitmotivation:
    Schwach - ähnlich wie bei Assasin's Creed nimmt auch hier die Routine nach den ersten 4 Stunden den Platz des Spieles ein:
    Immer wieder die selben Aufträge. Gehe zu Standort X und töte Person Y oder zerstöre Gebäude Z ....
    ... immer und immer wieder ...

    Und es nervt einfach total, quer über die ganz eLandkarte zum nächsten Ziel zu gelangen, auf dem Weg dort hin 4 Kontrolposten ausräuchern um dann nur ein 2 Minunten langes Feuergefecht haben, bis man wieder irgendwo am anderen Ende der Karte hinmuss, um wider einen Klon-Auftrag zu bekommen ...

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    Naja - aber knappe 80 Punkte trifft trotzdem die Sache schon ganz gut :thumbsup:
     

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