Prolog: Der Tag des Rihyon

Dieses Thema im Forum "Geschichten" wurde erstellt von Kan, 18. Juni 2014.

  1. Kan

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    Die Nacht des Rihyon

    "Der reißende Fluss kennt seinen Weg." Mit diesen Worten begab sich Nura Rihyon in die dunkelste aller Nächte. Kein Mond schien, keine Sterne zierten den Nachthimmel. Es war die endlose Schwärze, die auf den Kimono des wandernden Jünglings scheinte. Der Nachtschwärmer lies sein Schwert hinter sich mit dem Ende auf der Erde gleiten, so schimmerte es in der tiefen Dunkelheit in seiner finsteren Pracht. Rihyons rötlichen Augen pulsierten vor endloser Energie, wie auch die Nacht, in die er sich begab.

    "Der reißende Fluss will sich Rot färben." Nura Rihyon näherte sich dem königlichen Prunkanwesen der Menschen. Es herrschte eine mächtige Händlerfamilie über die Region, mächtig genug, um alles Recht zu haben, das Hab und Gut mit Wächtern und Kriegern zu schützen. Der wandernde Jüngling leckte seine Klinge, denn sie erwartete Blut, doch wollte er keines vergießen. Der Nachtschwärmer verschwand in der Dunkelheit, als wäre sie sein Umhang, bewegte sich lautlos und rücksichtslos durch die Tore, kein Menschenblick erhaschte seine Anwesenheit. Rihyon erreichte die Gemächer der ältesten Tochter der Familie, betrat das Zimmer und lächelte beim Anblick der lieblichen, schlafenden Schönheit.

    "Der reißende Fluss hofft auf deine Gunst." Die Frau erwachte im Wohlklang der Stimme, die Nura Rihyon durch die Stille weben ließ. Sie erschreckte leicht, doch umfasste der wandernde Jüngling ihre Hände mit Wärme um sie zu beruhigen. Sie blickte ihn unsicher an, doch das Lächeln des Nachtschwärmers schien sie zu verzaubern und ihr Herz höher schlagen zu lassen. Die Ankunft Rihyons war das Versprechen, ihr zu schenken, was ihr fehlte - Freundlichkeit und Liebe.
    ___

    Der Morgen des Rihyon


    Rötlich fielen die Blätter der Kälte. Die Dämmerung bahnt sich durch die Finsternis. Fühlt man den Hauch des Windes, vernimmt man die Stimmen Vieler. Die ruhigen Lieder der Lieblichkeiten schenken den Herzen Achtung und Freundlichkeit. Doch ist der Wald leer von Leben. Erinnerungen fegen das Gehölz frei vom Verderben der Zeit. Der Wanderer erkennt die Fülle, doch bleibt der Ort eine Hülle.
    "Ich beuge mich der Pracht, die vor mir thront."

    Ruhig wandelt der Jüngling der Nacht. Die Wärme strahlt unter den Baumkronen. Erkennt man das Leuchten des Vergangenen, spürt man das einstige Leben. Das stille Klopfen der Herzen schenken den Ohren Aufmerksamkeit und Anerkennung. Doch sind die Gräber fern von erbrachter Würdigung. Die alten Seelen säubern die Pracht der alten Tage. Der Wanderer erkennt die Stärke, doch bleibt der Ort in Vergessenheit.
    "Ich achte die vergangenen, lebendigen Tage, die mich umhüllen."

    Sehen wir, was vor uns weilt? Fühlen wir die Wärme, die man uns schenkt? Erkennen wir die Sehnsucht in der Leere?
    Die Augen des Nachtschwärmers erblicken Liebreiz. Das Kind ihres Lebens weilt ruhig in ihren Armen. “Findest du, was ich für dich verberge?” - “Wenn ich finde, was mir als Erinnerung an dein Geschenk bleibt, wird die Parade der Einhundert mit dir wachsen?”
    Das Kichern ermuntert jede Seele, die Blicke erreichen ihre Andachten, das Ende ist fern.

    Sanft hält Nura Rihyon ihre liebliche Hand. Die Zuneigung durchströmt beider Adern. Erlebt man die Verbindung der Unendlichkeit, umschwärmt das Dasein reinste Vollkommenheit. Der Puls des Lebens beider Seelen umgreift das Gemüt mit höchster Annehmlichkeit. Die pure Schönheit erfüllt die Herzen, doch vergehen die Körper mit der Zeit.
    "Ich verspreche der Unerreichten meinen vollkommenen Teil, die mich ehren konnte.
    ____

    Der Abend des Rihyon

    "Für den verschlossenen Blick bewahre ich keine Sympathie.
    Zugute wird der strebende Lebensdurst, der unseren Hunger stillt.
    Lasst uns wandeln zwischen Licht und Schatten.” - Der Blick nach vorn, die Parade marschiert.

    "Für den heldenhaften Mut hege ich keine Missgunst.
    Zum Vorteil gereicht der Ehrgeiz, der unsere Kreise erweitert.
    Lasst uns tanzen zwischen Angst und Tugend.” - Die Arme zur Seite, die Parade galoppiert.

    "Für die bebende Leidenschaft ertragen wir keinen Verzicht.
    Mit Freuden wird Liebe begrüßt, die unsere Freuden vertiefen.
    Lasst uns wüten zwischen Verstand und Wahnsinn.” - Die Hände nach oben, die Parade springt.

    Doch verschlingt die Leere unser aller Taten. Soll die Ewigkeit nicht unsere Namen tragen? Wenn alle Stränge reißen, wird unser Lied noch die Klänge des Lebens in die Nacht hinein tragen? Soll der Tod die Vergessenen und Schändlichen holen. Unser Untergang ist das Ableben jener Tragödien, die uns den Raum nehmen. Haltet eure Herzen, die ich in meines geschlossen habe. Geht der Mond unter, strahlt die Sonne in gleißendem Feuer. Unser Feuer soll lodern zwischen Himmel und Erde, brennen in aller Seele und erlöschen, wenn unsere Unendlichkeit ein weiteres Mal diese Pfade wandert. Zermürbt die Teufel, die sich Gotteskinder nennen!
     

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