RED STEEL Man legt die DVD ein – das Ubisoftlogo erscheint – die idyllische Melodie ertönt und man freut sich auf ein qualitativ gutes Game – so erging er es mir jedenfalls bis jetzt immer beim Ubisoftlogo. Ubisoft schickt uns jetzt mit Katana und Uzi gut gerüstet in den fernen Osten, um grantigen Yakuza-Schergen den Garaus zu machen. Story Miyu ist eine gute Partie für unseren Helden, rein optisch gesehen hat sie etwas á la Joanna Dark (Perfect Dark N64) an sich. Dass nun ausgerechnet die hübsche Asiatin Tochter eines Yakuza-Bosses ist, mag man ja mit viel guten Willen hinnehmen können. Weil das aber noch nicht übel genug ist, soll unser Schwiegervater in spe vom Antlitz der Welt getilgt werden, zumindest wenn es nach den Wünschen eines verfeindeten Mafia-Clans geht. Du tust natürlich alles, um die Verlobte zu retten, den Schwiegervater zu schützen und nebenbei die Yakuza daran zu hindern, ein mysteriöses Katana-Schwert außer Landes zu schaffen. Alles in allem keine innovative Story – dennoch bietet sie genügend Grundlage für einen Action-Shooter. Gameplay Bei "Red Steel" handelt es sich im Grunde um einen klassischen Ego-Shooter. Man hetzt durch mehr oder weniger abwechslungsreiche Levelabschnitte (mal die Straßen von Tokyo, eine Fabrik, eine Autowerkstatt, mal ein Schiff usw.), beseitigt dutzende Gegner mit Pistole, Uzi, Granaten und Schrotflinte und löst zur Auflockerung ein paar "Finde den richtigen Schalter"-Rätsel oder „Finde zuerst die Keycard, dann die Tür“-Rätsel. Zwar nicht sehr schwierig, dennoch bieten sie etwas Abwechslung. Ganz ohne Matrix-ähnliche Einlagen kommen die wenigsten Action-Games aktuelleren Datums nicht aus, und da macht auch "Red Steel" keine Ausnahme: Dank Spezialfertigkeit darf für einen Moment die Zeit angehalten werden, um ganz gemütlich die bösen Yakuzi mit der Knarre zu markieren. Endet das "Time-Out", werden die davor definierten Aktionen selbstständig und übernatürlich flott ausgeführt. Eine nette Idee, allerdings wären echte Zeitlupen-Sequenzen à la FEAR stylischer gewesen und hätten auch besser zum Nippon-Design gepasst. Jetzt kommt aber das I-Tüpfelchen des Gameplays: Die Katana-Duelle. Sie sind ein Markenzeichen von "Red Steel". Dabei steuert sich die Kamera automatisch, der Gamer darf sich voll auf seine Klingen und den Feind konzentrieren. Im Grunde handelt es sich dabei um intensive Arcade-Sequenzen, bei denen es auf die Reaktionsfähigkeit ankommt – völlig losgelöst vom restlichen Konzept des Spiels. Dabei hat man die Möglichkeit einfach wild mit der Wiimote in der Gegend herumzufuchteln oder doch sich selbst in den Kampf hineinzuversetzen und gezielt ausweichen und kontern! Egal wie – es macht nach ein paar erfolgreichen Kämpfen immer mehr Spaß! Das Focussystem ist etwas wirr anfangs – A Knopf drücken und langsam Wiimote nach vorne bewegen -> Zoom A Kopf drücken und schnell nach vorne bewegen -> Focussystem Mach man eine Schnelligkeitsbewegung zwischen den extremen, kommt grundsätzlich das falsch – das was man nicht braucht! Die Scharfschützen sind oft sehr sehr schwer auszumachen – fast unsichtbar! Da braucht man viel Geduld – aus er Deckung raus, sich tödlich verwunden lassen (Healthsystem gleich wie bei Call of Duty 2) und schnell gucken, wo der Schuss herkam, dann wieder sofort in die Deckung und warten bis Health wider oben ist. Dann das ganz ca. 10x wiederholen, bis man endlich die Position des Scharfschützen ausgemacht hat und ihn aufs Korn nehmen kann (was alles in einem kleinen Zeitfenster zu stattfinden hat, weil man ja vom ersten Schuss tödlich verwundet ist und der Scharfschütze ja bald wieder feuern wird!) Aber: Die Katanakämpfe bringen einen oft zum Verzweifeln – die Balance ist sehr unausgeglichen – ein Endgegner ist beispielsweise einmal leicht zu besiegen und dann muss man schon bei einem ganz normalen Gegner 10x nachladen und Neuprobieren. Das Spielmenü ist fehlerhaft und umständlich gestaltet! Hier wir ein Optionsmenü beispielsweise nicht durch anklicken (Wiimote fungiert hier als Maus), sondern durch Drag&Drop Funktion. Diverse Optionen sind ebenfalls im Game nicht enthalten – wohl aber in der Spielanleitung. (beispielsweise wäre hier die Kameraeinstellung zu erwähnen! Sie ist einfach nicht auffindbar!) Mehrspieler Split-Screen ist Pflicht. Schade, denn die vier Maps bieten einen wunderbaren Spielplatz für knackige Mann-gegen-Mann-Gefechte. Auf einer handelsüblichen 16:9 Mattscheibe bleiben die vier Fenster jedoch so winzig, dass kaum ein Gegner auszumachen ist und man alle Nase lang an wichtigen Waffen vorbeiläuft, ohne diese zu bemerken. Ausgerechnet der clevere "Killer-Modus" ist ebenfalls nur zu viert spielbar: Dabei geht es darum, dass jeder Zocker über das integrierte Mikro seines Remotes "geheime" Ziele zugeflüstert bekommt. Die grafischen Details nehmen auch schon bei 2 Spielern sehr stark ab. Außerdem gibt es hier leider keine tollen Schwertkämpfe, sondern nur Shooter-Action. Grafik Gleich vorweg: Die grafischen Möglichkeiten der Wii werden wohl nur im Ansatz genutzt, wenn man sich die schwammigen Texturen und statischen Lichteffekte vor Augen hält. Die Menschen in "Red Steel" bewegen sich, als ob sie einen Besen verschluckt hätten und verzichten beinahe komplett auf Mimik und Gestik. Insgesamt wirkt einiges so, als ob es aus verschiedenen Programmier-Werkstätten kommen würde. Die Gegner mit ihrem Pseudo-Cell-Shading-Rahmen erinnern an Schießbuden-Figuren, wobei der Eindruck durch die ewig gleiche Optik noch verstärkt wird. Die Geschichte selbst wird meistens in Form von Comic-Strips zwischen den Levels abgehandelt – leider wirkt auch das eher aufgesetzt, denn stimmungsvoll. Wie viel optisches Potenzial verschenkt wurde, kann der Spieler nach den ersten Spielstunden erahnen, wenn grelle Neonlichter, Straßenbeleuchtung und Bodenreflexionen einen Hoffnungsschimmer aufblitzen lassen. Auch die Lichteffekte sind mal gar nicht so übel! Generell wirkt die Welt jedoch aber blass und eintönig und die Gegner kommen im Einheitslook vor. Auf der Haben-Seite stehen die sehr ordentlichen Explosionen. Was ich persönlich so atemberaubend am Game finde, ist die Umwelt! Nahezu alles reagiert auf deine Kugeln – Wände zerbröseln, Autos explodieren und bleiben brennend zurück und und und – einfach ein sehr positiver Aspekt! Im Endeffekt wäre "Red Steel" optisch ohne weiteres so auch auf dem Gamecube möglich gewesen – und hätte dort nur leicht überdurchschnittliche Grafikwertungen eingeheimst. Sound An dieser Stelle kann man getrost ein Loblied singen: Musikalisch macht "Red Steel" seine Sache mehr als ordentlich. Glattpolierte Elektrobeats und schwelgender Japano-Pop sorgen für großartige Stimmung, die sich effektiv dem Spielgeschehen anpasst. Die Kompositionen sind auch für europäische Ohren sehr eingängig. Der Lautsprecher des Remote wird clever genutzt: Beim Nachladen ertönt ein authentisches "Klack-Klack" aus dem Wiimote-Mikro – hübsch hierbei auch das Handyklingeln. Sämtliche Soundeffekte von Waffen und Explosionen treffen punktgenau auf den Nerv. Steuerung Gleich vorweg: Nach den ersten 15 Minuten Egoshootern mit Wiimote und Nunchuk hasste ich das Game und wollte einfach wieder Maus und Tastatur haben. Doch wenn man sich erstmal an die Innovationen der Wii gewöhnt hat, ist man bald jedem Analogstick einer Xbox oder Playstation überlegen. Tatsächlich haben die Jungs von Ubisoft die Herausforderung der neuen Steuerungsmechanik elegant gelöst. Mit dem Nunchuk schaut sich die Spielfigur in der Ego-Perspektive um, mit der Fernbedienung wird das Fadenkreuz über den Bildschirm gejagt. Das Game reagiert flott und sehr präzise auf die Eingabe, allerdings hätte man sich eine Möglichkeit zum raschen 180-Grad-Schwenk gewünscht. So muss schon mal der eine oder andere Hieb ins Kreuz hingenommen werden, bis sich unser Held im Halbkreis gedreht hat – zu lahm geht die Aktion von statten. Genial, aber auch schwierig zu Beginn, ist das Handling der Katana-Fights geraten: Mit einer Hand wird geblockt und ausgewichen, die andere führt gezielte Schwerthiebe aus. Dank Rumble-Funktion fühlen sich die Blöcke tatsächlich hart an, und auch die Treffer werden mit einem passenden Schüttel-Stoß quittiert. Natürlich ist die Steuerung noch lang nicht ausgereift – aber die Wii lässt viel Potential nach oben offen – wie auch in der Grafik. Jetzt, nach gut dreiviertel des Games, hab ich mich an die Steuerung gewöhnt und finde sie ganz gut, bis auf folgendes Problem: Leider kann es dazu kommen, dass man die Kamera so verreißt, dass sie gen Himmel zeigt. Man schleicht mit der Schrotflinte umher, visiert etwas zu hoch an und schwups nimmt man die Wolken aufs Korn. Hier hätte jetzt eine einfache Rücksetzperspektive helfen müssen, damit man schnell wieder in die Ausgangslage kommt - aber die gibt es nicht. So muss man sich manuell helfen, was in Hektik ausarten kann und dem Feind genug Zeit gibt, euch aufs Korn zu nehmen. Ebenso ist das Granatenwerfen gewöhnungsbedürftig! Fazit Wer die erste Stunde von "Red Steel" überstanden hat, wird mit einem sehr soliden Ego-Shooter belohnt, der von seinem innovativen Kampfsystem mittels Wiimote und Nunchuk lebt. Grafisch und storytechnisch bleibt die Nippon-Action weit hinter den Möglichkeiten zurück, dafür kann der großartige Sound satte Pluspunkte sammeln. Steuerungs-Skeptiker können aber auf alle Fälle aufatmen: Das System funktioniert, und – einmal verinnerlicht – macht es höllisch Laune! "Red Steel" bietet definitiv viel Luft nach oben für den bereits angekündigten Nachfolger. Alles andere wäre eine Schande, denn das grundlegende Konzept des Games bietet reichlich Stoff für hochwertige Action. Übrigens: Die Speicherpunkte sind öfters sehr Nachteilhaft gesetzt! Zu vergleichen mit Call of Duty 2 – oft muss man sich auch Cut-Szenen 5x angucken, weil der Speicherpunkt davor war und man nach der Cut-Szene auf einen schweren Gegner trifft. + innovativ gut umgesetzte Steuerung + Spitzensound + stylische Atmosphäre + Katanakämpfe lassen das Herz eines Samuraifans höher schlagen + Gutes Schadensmodell der Umgebung - mittelmäßige Optik - durchschnittliches Leveldesign - Umgebung wirkt abschnittsweise reichlich öde - Gegner aus der Klonfabrik - lahme Story - mangelhaftes Speichersystem (man sollte 30 Min. Mindestspieltdauer einplanen) Kaufempfehlung Für Egoshooter-Fans und für Schwerkampf-Fans ein absolutes Muss - da es bis jetzt das einzige Game dieser Art für die Wii ist! Leider sind die 60 Euro etwas zu viel dafür, da es nur auf ca. 15 Stunden Netto-Spielzeit kommt! Viel Spaß - puh ... endlich fertig, lg stoney
super review, hast du prima gemacht :) liest sich gut und gibt einen optimalen überblick über das game !!!