Sein

Dieses Thema im Forum "Geschichten" wurde erstellt von Atomic Bombs Fall, 10. März 2010.

  1. Atomic Bombs Fall

    Atomic Bombs Fall Wario <img src="http://www.imagebanana.com/img/vvu

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    Dieses mal eher philosophisch. Es gibt zwar keine vorlese Funktion, aber dafür hab ich den Text einmal auf deutsch und ein mal auf englisch xD
    Ich hoffe es gefällt ein bisschen:

    Deutsch:

    Sein

    Es ist ein merkwürdiger Anblick. Von jeder Seele verlassen sitze ich auf dem Dach der Fabrik, nur umgeben von gewaltigen Schornsteinen, die wie Riesen an meiner Seite sitzen. Einst schossen sie den Rauch in die unendlichen Weiten über mir, doch mittlerweile sind die Nächte stets klar.
    Durchsichtig und doch undurchdringlich.
    Ich habe mich oft gefragt, was das dort oben zu bedeuten hat - ob es überhaupt etwas bedeutet. Aber letztendlich bin ich darauf gekommen, dass alle Gestirne nichts weiter als Betrug sind. Sie scheinen da zu sein, doch ist nicht gewiss ob sie existieren, geschweige denn ob sie eine Absicht für uns parat haben.
    Es ist eine Nacht am Ende des Februar. Langsam bildet sich Reif auf den alten Ziegeln des Daches und färbt die Umgebung grau. Im Licht meiner Taschenlampe funkelt sie wie winzige, weiße Edelsteine.
    Direkt vor mir steht der leuchtende Mond, dessen breite Sichel gegen die Finsternis ankämpft. Nur wenn man genau hin sieht, erkennt man, dass es keine einfache Sichel ist, sondern ein gewaltiger Planet, der den unseren umkreist. Nicht einmal das Licht stammt von ihm selbst.
    Sprächen nicht alle Wissenschaften dagegen, würde ich ihn für ein großes Raubtier halten, das lauernd seine Runden um uns dreht. Es ist sowieso verwunderlich, dass der Mond - gewaltig wie er ist - sich einfach unberührt an uns vorbei bewegt. Gerade von der größten Gefahr im Falle einer Kollision wissen wir, dass nichts passieren kann, doch was hinter ihm liegt kann alles vernichten.
    Aus meiner Sicht geschätzte 30 Zentimeter weiter nördlich liegt dagegen eine tatsächlich faszinierende Quelle des Lebens. Heller als Mond, Polarstern und alle Himmelskörper zusammen, hält sich Sirius bewegungslos am Horizont. Kleiner als eine Stecknadel scheint er zu sein, doch durchbricht er meist als einziger den morgendlichen Nebel der Stadt. Bei seinem Strahlen, das selbst die Sonne verhüllen würde, bin ich doch nicht fähig zu sagen ob Sirius überhaupt so besteht, wie ich denke. Auch wenn er etwa 5 Milliarden weitere Objekte in unserer Galaxis verdeckt, sind sich Forscher einig, dass der Stern genau so gut eine Lichterscheinung sein kann. Es ist möglich dass er von der einen auf die andere Sekunde erlischt, wie eine durchgebrannte Lampe.
    Es mag wie wissenschaftliches Gefasel klingen, doch gibt es mir Grund zur Frage was in unserer Welt real ist und was nicht. Wenn alles so unsicher ist, wie wir wissen, können wir uns dann überhaupt erklären ob wir selbst nicht nur eine Erscheinung sind? Unsere ganze Anschauung des Seins ist davon abhängig, das wir ein Teil davon darstellen, doch sind wir das auch für die Sterne?
    Niemand den wir kennen weiß das.
    Auf einmal schrecke ich auf. Beinahe wäre ich in Gedanken versunken eingeschlafen. Mit einem letzten Blick auf die Lichter am Himmel stehe ich auf und schlittere die Ziegel hinunter, bis ich letztendlich auf dem alten Betonboden des Außenhofs ankomme. Das einzige was ich in weiter Ferne hören kann sind winselnde Hunde und den leisen Lärm der Hauptstraße.
    Unter den flackernden Laternen, die mir mit gelblichem Licht den Weg zeigen, laufe ich nach Hause. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mir hilfreich sind oder nicht. Der lange Bürgersteig erinnert mich an einen Gefängniskorridor, der auf dem Weg immer wieder durch schwache Leuchten erhellt wird. Meine Müdigkeit wiegt mich in eine Trance voll ausdrucksloser Finsternis welche lediglich von den immer wiederkehrenden Lichtern der Straße durchbrochen wird.
    Erst als mein Schlüssel in das Schloss meiner Wohnungstür rattert, erwache ich. Langsam Bewegen sich meine Füße durch die kleinen, dunklen Räume, bis ich mein Bett erreicht habe. Einen Moment lang starre ich mit glasigem Blick auf die leeren Bettlaken. Dann liegt meine kraftlose Gestalt zusammengekauert darauf und ich schließe die Augen.
    Die Welt ist verschwunden.


    Englisch:

    Being

    It's a weird sight. I'm sitting here on the roof of the factory, godforsaken and surrounded only be huge chimneys that sit like giants by my side. Once they blew their smoke through the endless cosmos above me but nowadays nights are always clear and bright.
    Invisible but impervious.
    I was wondering for long time, what all that means - or only if it means something. But finally I understood, that all those stars and planets above me are nothing more than fraud. They seem to exist though no body knows if they really are there, even less if they have something like a destiny for us.
    This is a night at the end of february. Sowly rime begins to grow upside the old bricks and turns the surrounding area into grey. The light of my lamp makes it sparkling like lots of small jewels.
    In fornt of me I can see the shining moon, fighting with its bright sickle against the darkness. Only if you look really closely you can see it is no sickle. It's an enormous planet, circling around our earth. Not even its light does acutally belong to it.
    If not all sciences would say something else I would say it is a large predator that keeps surrounding us slyly. It's a strange thing anyway that this absolutely giant moon never chrushes into us. We know that this situation can never happen but everything behind it is able to destroy all of us.
    From my view about thirty centimeters left there is a really fascinating source of life. Brighter than moon, polar star, and the rest of the luminaries jointly, Sirius stands still at the horizon. He seems to be smaller than a pin, but usually he's the only one who can be seen through the town's morning fog. While his beams would even veil our sun, I'm not able to know if he actually exists the way I guess. He hides about five billion other objects of our galaxy but nevertheless scientists can not really say that he isn't just a phenomenon. It's possible that he'll suddenly go off like the flame of an old lamp.
    Perhaps it sounds like scientific ramblings but it makes me wonder what in the world is real and what's not. If everything is so unsure, then how can we explain that we all aren't just a phenomenon? All we think about being depends on the belief that we are a part of it. But what do the stars think of us?
    No one knows.
    I'm suddenly startling. While I was deep in thought, I almost dropped off. I take a last look at the lights in the sky, then I stand up and slide along the tiles until I finally reach the old concreted ground. All I can hear are dogs which are barking from far away and the silent noise of the main street. The wavering, yellow-glowing street lights show me the way back home. I'm not sure if they are really helping me or not. The long sidewalk reminds me of a prison corridor that is getting flashed by those faint lights every now and then. My tiredness makes me entering some kind of trance which is full of unexpressive darkness. It only gets interrupted by the lights of the street... again and again.
    Not until my key rattles into the lock of the apartment door I awake. Slowly my feet move trough these small and gloomy rooms until I reach my bed. For I moment I'm staring absent-minded at the bedsheets. Then my weary cowered down body lies on it and I close my eyes.
    The world has disappeared.
     
  2. itachi

    itachi Gumba

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    Jetzt kommentier ich schon wieder :3
    Wieder ein sehr gut gelungene Geschichte.
    Du setzt auf Atmosphäre, wodurch man sich besser hineinversetzten kann, aber für meinen Geschmack ist diese an ein paar Pasagen etwas zu lang.
    Aber trotzdem eine sehr gute Geschichte
     
  3. Roronoa

    Roronoa Gumba

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    Echt super^^ will mehr xD
     
  4. Reineke

    Reineke Gast

    Wow, ein wirklich beeindruckender und tiefgründiger Text, der (für mich) viel Stoff zum Nachdenken darbietet. Klasse!
    Ich muss sagen, dein Schreibstil gefällt mir...
     
  5. itachi

    itachi Gumba

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    Ich fand den letzten Text aber besser...
     
  6. Reineke

    Reineke Gast

    den hab ich noch nicht gelesen... ;)
     
  7. Atomic Bombs Fall

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    Danke an alle =) Ja, ich weiß der Text ist anders als die anderen, weil es kaum Handlung gibt und nicht wirklich eine Geschichte erzählt wird. Eigentlich habe ich zuerst "Der Morgen des 6." geschrieben, dann den hier und zu letzt "Arid Mania", der hier ist also nich ganz Jung. Mehr habe ich im Moment leider auch nicht und ich kann nicht einfach so Geschichten schreiben... weiß auch nicht, irgendwie geht das nur wenn ich irgendwo eine Atmosphäre mitgekriegt habe, die mich fasziniert.
    Ich danke jedenfalls allen fürs lesen und für die netten Kommentare =) Vielleicht wird der nächste Text wieder bei allen gut ankommen, fände ich schön ^___^
    Vielen Dank.
     
  8. paegersus

    paegersus Gumba

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    echt cool geschrieben !!! das bringt richtig zum nachdenken und regt meine Fantasy echt an :)
     
  9. Atomic Bombs Fall

    Atomic Bombs Fall Wario <img src="http://www.imagebanana.com/img/vvu

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    Danke ^^ Freut mich, schreib doch auch mal was. =)

    Ürigens in nächster Zeit werde ich keine Geschichten mehr schreiben können, weil mir momentan nichts einfällt. Aber das kommt wieder =/ Es ist nur so, dass meine Storys meistens destruktiv ausgehen und wie es Roland Emmerich gesagt hat: "Ich weiß wirklich nicht, was ich noch vernichten soll." XD
    Naja, mir fällt schon wieder was ein ^^ Danke nochmal an alle für's lesen meiner bisherigen Geschichten.
     

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