Emergency Room, Grey's Anatomy, Dr. House – Arzt- und Krankenhaussendungen erfreuen sich momentan großer Beliebtheit und so ist es gar nicht so schlecht seitens Nintendo, das eher außergewöhnliche Arzt-Spiel Trauma Center aus Japan auch nach Deutschland zu bringen. Ob auch bei der Second Opinion das Skalpell gerade durchs Fleisch läuft und der Tupfer die Schweißperlen trocknen kann, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen. Als Arzt - in unserem Fall Chirurg - hat man es heutzutage einfach nicht mehr leicht. Die Krankenhäuser sind voll und die Patienten wollen versorgt werden. Auch der Gehaltscheck am Ende des Monats konnte schon bessere Tage sehen, von fehlender Freizeit fangen wir am besten erst gar nicht an. Doch trotzdem haben diese Menschen Spaß an ihrer Arbeit. In der Rolle des gerade einmal 26-jährigen Arztes Derek Stiles schnippelt man sich nun durch das Hope Klinikum in Angeles Bay. Nebenbei – wir haben das Jahr 2018. Krankheiten wie AIDS, oder Krebs sind so gut wie ausgestorben, doch trotzdem gibt es immer noch Menschen die krank werden, und genau diesen Menschen müssen die „Engel in blau“ immer noch helfen. Doch zurück zu Derek. Dieser hat gerade erst seine Assistenzzeit abgeschlossen und steht kurz vor dem Berufseintritt als Chirurg. Am Hope Klinikum konnte er sich bisher viele Freunde machen und vor allem durch seine guten Arbeiten und das hervorragende Verständnis der menschlichen Psychologie überzeugen. Doch nun ist es an der Zeit, auch an echten Patienten Hand an zu legen. Bei jeder Operation steht euch zu Beginn die OP-Schwester Mary Fulton zur Seite. Diese hat mit ihren 39 Jahren schon so einiges gesehen und kann euch, dem jungen und unerfahrenen Arzt, also sehr behilflich sein. Der Spielablauf bewegt sich, neben den Operationen, völlig in Dialogen voran. Nachdem man sich für ein Profil entschieden hat, wählt man auch schon ein Kapitel aus. Logischerweise steht zu Beginn nur das erste zur Wahl. Nach der Wahl folgt eine Karte von Angeles Bay, auf der ihr euch allerdings nicht bewegen könnt. Diese zeigt lediglich euren aktuellen Standpunkt an – das Hope Klinikum. Nachdem ihr euch durch den Dialog, welcher fast immer sehr lang ausfällt, aber dafür meist sehr interessant ist, gekämpft habt, folgt die OP-Besprechung. Hier könnt ihr neben dem Namen auch das Gewicht und die Größe eures Patienten sehen. Auch wird an einem 3D-Körper-Model die Position des Eingriffes gezeigt. Dabei kann es sich um alle möglichen Organe handeln – Herz, Magen, Lunge, auf jedes Organ müsst ihr gefasst sein. Wurde euch der Eingriff mitsamt der Ziele erklärt, kann es auch schon losgehen. Ihr steuert dabei lediglich einen kleinen leuchtenden Punkt über den Bildschirm, welcher folglich mit der Pointer-Funktion der Wii-Remote gesteuert wird. Dieser dient Quasi als eure virtuelle Hand. Anders als noch im DS-Ableger der Serie, wählt ihr die einzelnen Operationsgegenstände wie Skalpell, Spritze und Ultraschall nicht mit dem Antippen eines Symbols auf dem Bildschirm aus, sondern nutzt dazu die Nunchuk-Erweiterung. So ruft jede Richtung des Analogsticks auf der Erweiterung einen anderen Gegenstand auf. Vor allem diese Lösung der Steuerung geht nach einigen Minuten und Verwechslungen in Fleisch und Blut über und baut so einen sehr reibungslosen und flüssigen Spielablauf auf. Doch zurück zur OP. Euer erster Patient lässt euch lediglich äußere Wunden behandeln. So ist dieser nämlich ein verunglückter Motorradfahrer, welcher nun einige Glassplitter im Arm stecken hat. Diese müsst ihr nun vorsichtig mit dem Forceps (eine Art Pinzette) aus seinem Arm ziehen. Hier wird schon gleich deutlich, dass die Pointer-Steuerung ganz und gar nicht ungenau ist. Nach ersten Erfahrungen sogar um einiges genauer, als das Steuern mit dem Stylus auf dem DS-Bildschirm. Hat man die Glassplitter entfernt, müssen die kleinen Wunden nur noch mit „Antibiotischem Gel“ (ein Zaubergel der Neuzeit, welches kleine Wunden sofort heilt) bestrichen werden. Für die etwas größeren zieht ihr Nadel und Faden herbei. Für das Zunähen reichen kurze Zick-Zack-Bewegungen über die Wunde. Hat man die äußeren nun geheilt, geht es ab in das Innere. Seltsamerweise muss man nun den frisch geheilten Arm des Patienten wieder aufschneiden, doch dieser kleine Logikfehler mag uns gar nicht stören. Im Inneren des Armes muss nun auf die gleiche Art und Weise wie auch schon beim äußeren Arm gearbeitet werden. Scherben raus, Wunden behandeln, fertig! Das Ende der Mission bzw. Operation wird durch das Zunähen des Patienten eingeläutet. Dafür nutzt man erneut Nadel und Faden, das Antibiotische Gel zur Desinfektion und zu guter Letzt den Verband. Ist der Patient zugenäht und auf dem besten Weg der Besserung, folgt nur noch der Ergebnisbildschirm. Hier werden nun einige Boni verteilt, welche am Ende einen Gesamtwert ergeben, welcher wiederrum für eure Endnote nötig ist. Von „S“ wie Chirurg bis „C“ wie Praktikant kann dabei alles auf euch warten. Die zweite OP geht nach dem eher einfachen Einstig dann schon eher zur Sache. So müssen nun einige Tumore aus einem Magen entfernt werden. Nach dem Dialog und der OP-Besprechung geht es ans Eingemachte. Bauch aufschneiden und auf direktem Weg zum Magen. Dieser sieht von außen eher unscheinbar aus, befinden sich die Tumore doch im Inneren dieses. Nun kommt das wichtigste Instrument zur Ortung von Tumoren zum Einsatz – der Ultraschall. Dieser wird einfach mit einem Druck auf den A-Knopf eingesetzt, wie übrigens alle Instrumente die euch zur Verfügung stehen. Wurde der Tumor gefunden, muss nun schnell ein Anschnitt an der Stelle stattfinden, da der sichtbare Tumor wieder verschwindet, sollte dieser nicht schnell genug bearbeitet werden. Nach dem Anschnitt wird nun das heraustretende Zytoplasma mit Hilfe des „Drain“ (Absaugschlauch, welcher auf zum Absaugen von Blut verwendet werden kann) abgesaugt. Zu guter Letzt schneidet man mit dem Skalpell nur noch um den Tumor herum, nimmt diesen mit dem Forceps auf, und behandelt die entstandene Wunde mit Antibiotischem Gel. So oder so ähnlich laufen vorerst alle Operationen ab. Zu Beginn muss man wirklich viele Tumore entfernen, was durch die Einfachheit der Operationen aber für genug Übung sorgen sollte. Übrigens wird jede Operation von einem Zeitlimit von rund 5 Minuten begleitet. Läuft diese Zeit ab, ist das Spiel vorbei. Auch kann es zu einem Game Over führen, wenn man den Vitalwert des Patienten auf Null fallen lässt, was dessen Tod bedeutet. Die Geschichte wird zwar nur mit starren Bildchen der Hauptfiguren sowie vor starren Hintergründen erzählt, die sehr gute deutsche Übersetzung lässt den Text aber selten langweilig klingen. Auch sehen sowohl Figuren als auch Hintergründe sehr gut und detailliert aus. Die Geschichte entwickelt sich zwar sehr langsam, nimmt im fortgeschrittenen Verlauf aber sehr spannende Züge an. Ebenfalls macht das Spiel unglaublich süchtig. Hat man erst einmal eine Operation erfolgreich gemeistert, ist man auch schon wieder gespannt, wie es mit Derek Stiles und seinen Abenteuern im Hope Klinikum weiter geht. Die Grafik ist allgemein sehr sauber. Zwar gibt es nix spektakuläres zu sehen, das Innenleben des menschlichen Körpers wird aber sehr interessant dargestellt. Menschen die kein Blut sehen können, brauchen um Trauma Center: Second Opinion keinen großen Bogen machen. Die Organe werden eher comicartig und bunt dargestellt, sehen in ihrem Grundform aber ihrem natürlichen Original sehr ähnlich. Einzig der Sound kann nicht so recht überzeugen. So hört man während der Operationen immer und immer wieder die selben Hintergrundmelodien, welche zwar selten auffallen, man hier aber für deutlich mehr Abwechslung hätte sorgen können. Auch bietet jeder Handlungsort sein eigene typische Melodie, die aber ebenfalls selten im Ohr hängen bleiben. Leider wurde auch an einer Sprachausgabe gespart, was vor allem wegen der großen Anzahl an Dialogen diese etwas hätte auflockern können. Dafür sind die paar vorhandenen Sprachsamples der Figuren sehr nett. Wie schon erwähnt ist die Steuerung sehr gut gelungen. Der Pointer funktioniert haargenau und bietet keinerlei Verzögerungen, wie man es z.B. aus „The Legend of Zelda: Twilight Princess“ kenn. Auch die Lösung mit der Nunchuk-Erweiterung kann überzeugen. So hat man nach einigen Operationen nämlich nur selten Probleme, das passende Werkzeug zu finden.